Mittwoch, November 01, 2006

Wie es zum Seitensprung kommt?


Glaubt man den Statistiken, steht Treue ganz oben bei den wichtigsten Werten einer Beziehung. Jedoch, wenn beim Aufwachen mal ein anderes Gesicht aus den Kissen strahlt, wäre das aus naturwissenschaftlicher Sicht plausibel, wenn nicht sogar wünschenswert. Denn je mehr wir unsere Gene streuen, desto besser stehen die Chancen für sie. Der Trieb des Menschen von heute unterscheidet sich darin kaum von dem seiner steinzeitlichen Vorfahren. Vor allem beim Mann ist dies offensichtlich: Er will seinen Samen verbreiten, und das so weit wie möglich. Deshalb schaut er Frauen hinterher, mustert sie und fällt sein Urteil: Zum Sexualverkehr geeignet! Der nächste Schritt ist simpel: Der Mann ergreift die erste beste Gelegenheit, die fremde Frau zu umwerben. Sie will darauf hereinfallen und schon ist es passiert.
Der Trieb der Frauen ist anders gelagert – komplizierter und komplementär. Frauen treibt immer noch ein doppeltes Idealbild des Partners um: Er soll sie und ihre Kinder versorgen und beschützen. Das zum Ersten. Aber zum Zweiten: Er soll diese Kinder auch zeugen, und zwar die lebensfähigsten und besten.
Als Menschen noch in Höhlen lebten, erfüllten starke und gesunde Männer beide Erwartungen. Heute ist das – mancher Mann mag froh darüber sein – nicht mehr so: Ernährung und Schutz der Familie sind nicht mehr Sache des Jagdgeschicks und der Kraft, sondern des Geldes. Nicht umsonst verbindet sich Reichtum häufig mit sexueller Ausstrahlung.
Die meisten Männer gehen im Alter zwischen 40 und 50 fremd. Bis dahin haben sie, wahrscheinlich, ihre Pflicht gegenüber dem Nachwuchs getan. Er ist "aus dem gröbsten raus" und sie können, ihrem Urtrieb folgend, endlich neuen Nachwuchs zeugen. Frauen erlauben sich zwischen 30 und 40 am häufigsten einen Seitensprung: In langen Phasen der Evolution waren dies die letzten Jahre der Fruchtbarkeit. Wenn nicht jetzt, dann nimmer mehr? Dies wohl nicht, doch hätte ein späterer Seitensprung seine instinktiv erspürte, ursprüngliche Bedeutung verloren.
Britische Forscher wagen eine These, die manche Gemüter zum Erhitzen bringt: Untreue kann genetisch vorbedingt sein. Nach Studien mit Zwillingen am St. Thomas Hospital in London hat der Wissenschaftler Tim Spector zumindest Hinweise darauf gefunden, berichtete pressetext.de unter Berufung auf BBC.
Spector hatte die Studie bei Zwillingsschwestern durchgeführt und ist zum Schluss gekommen, dass bei Frauen, die ihrem Partner untreu waren, auch 55 Prozent der Zwillingsschwestern untreu waren. Der Forscher räumte allerdings gleich ein, dass die Zahl der untreuen Frauen mit etwa 23 Prozent wesentlich niedriger sei als die der Männer.
Nach Angaben von Spector war aber auch die Treue-Rate bei den Zwillingsschwestern sehr ähnlich. Am offensichtlichsten waren die Übereinstimmungen bei Zwillingspaaren, die genetisch identisch waren. Der Wissenschaftler räumte aber auch ein, dass soziale Faktoren einen wesentlichen Bestandteil der Frage der Treue ausmachten. Umgekehrt ist die Frage der Treue im evolutionären Kontext überhaupt anders zu verstehen: Um gute Gene für den Nachwuchs zu erhalten, ist es sinnvoll, etwas Besseres zu nehmen, wenn es diese Option gebe. Dennoch weist der Forscher Spekulationen zurück, dass es ein eigenes "Treue-Gen" gebe. "Umgekehrt sind natürlich verschiedene Gene vorhanden, die sozusagen zusammenwirken", führt der Experte aus.

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