Mittwoch, November 01, 2006

Seitensprung - Gesellschaftliche Entwicklung

Bunt treiben es die Deutschen. Fast jeder zweite Mann, so eine jüngst veröffentlichte Studie, war seiner Angetrauten mindestens einmal untreu. Bei den verheirateten Frauen sprangen 38 Prozent schon mal sexuell zur Seite. Gleichzeitig gaben 70 Prozent aller Befragten ausgerechnet Treue als den wichtigsten Wert in ihrem Leben – vermutlich die Treue ihres Partners, nicht die eigene. Und die Zahl der Singles steigt stetig. Scheint, als nähre sich das Paarungsverhalten der Deutschen aus einem Wechselbad zwischen Harmoniebedürfnis und Hormonen.

Hörner aufsetzen, Seitensprung, offene Beziehung - für erotische Erlebnisse außerhalb der festen Partnerschaft gibt es viele Bezeichnungen. Seit Urzeiten bekannt, fast immer verpönt, gehört es heute für manche fast zum guten Ton und gesellschaftlich akzeptierten Alltag.

Ende der sechziger Jahre stand die Treue das erste Mal auf dem Prüfstand. Die Generation der 68er lebte nach dem Spruch: "Wer zweimal mit demselben pennt, gehört schon zum Establishment." Die Aktivisten beklagten die Doppelmoral der bürgerlichen Familie, die nur auf das sexuelle Besitzstreben des Mannes abzielte. Verhaltensforscher widersprechen dem nicht. Trotzdem, so die Experten, war die Ehe über Jahrhunderte für beide Geschlechter vorteilhaft. Die Frau führte den Haushalt, der Mann stellte die finanzielle Versorgung der Familie sicher. Das gilt heute nicht mehr.Die heutige Generation ist nicht mehr auf einen Partner angewiesen. Von dieser Unabhängigkeit profitieren vor allem die Frauen. Der Anspruch auf sexuelle Erfüllung ist längst nicht mehr alleiniges Privileg des Mannes. Ist die moderne Frau in ihrer Beziehung emotional und sexuell frustriert, geht sie entweder fremd oder verlässt ihren Partner, um sich einen neuen Mann zu suchen.

Beim Seitensprung bevorzugt die Frau übrigens den maskulinen Typ. Eher femininen Männern trauen sie dagegen bessere Qualitäten als Partner und Vater zu. Dieses Grundschema der Partnerwahl haben britische Mediziner in Experimenten mit 160 Frauen nachgewiesen, über die das Fachmagazin "Proceedings" der königlichen Gesellschaft in London berichtet. Frauen, die mit der Pille verhüten, zeigten in Experimenten dagegen nicht die typischen Vorlieben. Dies könnte mit dem durch die Pille veränderten Hormonhaushalt zusammenhängen, vermuten die Forscher.

Keine Kommentare: